Sonntag, 29. September 2013

Danke, Jemand!


In etwa zwei Stunden werden die ersten Hochrechnungen zur Nationalratswahl verkündet. Üblicherweise bedanken sich alle Parteien dann bei ihren Wählern, doch bevor es soweit ist, möchte ich diese Zeit noch nützen um mich bei Jemand zu danken. Jemand war nämlich ganz besonders fleissig und hat es den Piraten überhaupt erst ermöglicht diesen Wahlkampf mit einem extrem knappen Budget von ca. 15.000 Euro zu bewältigen.

Jemand hat sich bereits vor Monaten auf die Hinterbeine gestellt und gesagt: "Tun wir was!" Jemand hat sich dann durch das Nationalratswahlgesetz geackert und geschaut, was eine Partei alles zu tun hat, wenn sie zur Wahl antreten möchte.
Daraufhin hat Jemand eine Versammlung einberufen, sich aufgestellt als Kandidat und Jemand hat eine Liste an Kandidaten gewählt, die für die Piraten zur Nationalratswahl antreten sollen. Mit dieser Liste im Gepäck ist Jemand dann wochenlang vor Gemeindeämtern gestanden um Menschen als Unterstützer der Piratenpartei zu gewinnen, denn ohne die nötigen 2600 Unterstützungsunterschriften hätte es keinen Wahlantritt für die Piraten gegeben. Aber Jemand fand Jemand, der sagte: "Ich unterstütze euch!"
Jemand hatte dann auch ordentlich zu tun um rechtzeitig in allen neun Bundesländern die Kandidatenlisten bei den jeweiligen Wahlkommissionen einzureichen. Als dann die Formalitäten geschafft waren, ging dann der eigentliche Wahlkampf los.

Jemand hat sich dann bereit erklärt die Wahlkampfleitung zu machen und alle nötigen Abläufe zu koordinieren, denn in allen neun Bundesländern wartete schon Jemand dringend auf Wahlkampfstrategien und Wahlkampfmittel. Jemand modifizierte die Aufmachung der Piratenhomepage, organisierte Fotos und kurze Beschreibungen von den österreichweit verteilten Kandidaten um sie auf dieser neuen Seite einzubauen. Jemand machte ein aufwendiges Layout für die Flyer und Wahlkampfplakate, die dann Jemand in Druck gab. Als die Plakate, Flyer und Werbeartikel schließlich da waren koordinierte Jemand den Versand der Sachen in die neun Bundesländer, damit ja niemand seine Packerl zu spät bekommt, denn auch in der Provinz saß Jemand, der sich bereits Wahlkampfstrategien überlegt hatte.

Jemand war wirklich sehr aktiv und hat sich jede Woche, oft zweimal, im Onlinekonferenztool "Mumble"eingefunden zur Wahlkampfkoordination. Jemand besuchte die regionalen Stammtische um diese Infos zu den anderen Mitstreitern weiterzutragen und gemeinsam die Aufgabenteilung zu besprechen.
Und Jemand betreute auch die vielen Facebookpräsenzen der Piraten und generierte eigene Grafiken, die dann wiederum von Jemand aufgegriffen und weitergeteilt wurden um die Punkte des Piratenwahlprogramms weiterzutragen zu den Leuten.

Jemand bastelte Aktionsequipment wie z.B. Riesenpappkameras, Kartonohren, Transparente und ging dann auch zu Demonstrationen gegen die NSA-Spionage und gegen Überwachung. Und Jemand veranstaltete bundesweit unzählige Infostände, wo er Flyer und Infos an die interessierten Menschen weitergab. Jemand fuhr zu verschiedenen Events, besuchte Podiumsdiskussionen, gab Radio- und Fernsehinterviews, Jemand schrieb Pressemeldungen und gab Pressekonferenzen. Jemand synchronisierte den Wahlkampfspot der Piraten und Jemand drehte Videos mit Piraten und von Piratenaktionen.
Jemand legte viele Kilometer zu Fuß und im Vehikel zurück um Plakate und Flyer zu verteilen bis zuletzt. Und Jemand beantwortete eine Flut an Fragebögen diverser Institutionen und Organisationen, denn alle wollten wissen, wie die Piraten ticken. Jemand sprach auch mit seinen Freunden und Verwandten und klärte alle, die ihm zuhörten über die Positionen der Piraten auf. Jemand investierte in den vergangenen zwei, drei Monaten den Großteil seiner Freizeit in den Nationalratswahlkampf. Und Jemand tat dies unentgeltlich, weil er daran glaubt, daß die Piraten wichtige politische Impulse für die Zukunft geben können und werden. Danke, Jemand für deinen unermüdlichen Einsatz!


Autorin: Irene L.


Sonntag, 22. September 2013

Das Kassandrasyndrom der Piraten

Kassandra, das Orakel aus dem alten Griechenland, war eine tragische Figur, die immer das Unheil voraussah, aber niemals Gehör fand. Und irgendwie geht es den Piraten ähnlich - sie sind jene Partei, die als einzige auf die Gefahren durch die Überwachung im Internet und mangelnden Datenschutz lautstark hinweisen. Sie malen ein Orwell´sches Big Brother-Szenario an die Wand, auf das wir zweifellos rasant zusteuern, weil unsere Regierungen es verabsäumen uns Bürger vor Datenmißbrauch seitens diverser Geheimdienste und Firmen zu schützen.

Deutschland hat gewählt und die Piraten konnten dabei etwa 2,3% der Stimmen erringen. Angesichts der Wahlbeteiligung von deutlich über 70% der etwa 62 Millionen Wahlberechtigten sind das gar nicht so wenige Stimmen. Da es leider in Deutschland eine 5%-Hürde gibt um im Bundestag zu partizipieren, so bedeutet das, daß etwa EINE MILLION Piratenunterstützer nun keine Mitsprache im Bundestag haben werden.
Und das traurige daran ist, daß die Wahlgewinner weiterhin die Datenmißbrauchsskandale und deren künftige Folgen für die Zivilgesellschaft unter den Teppich kehren werden. Meine Konklusio daraus ist: Piratenpolitik wird weiterhin brandaktuell bleiben!

Auch, wenn´s für die deutschen Piraten bei dieser Wahl nicht für den Einzug in den Bundestag gereicht hat, so muß man optimistisch in die Zukunft blicken. Bei den U-18 Wahlen haben über 12% der Jugendlichen die Piraten gewählt und diese werden bei den kommenden Wahlen auf jeden Fall wahlberechtigt sein. wenn also die Piraten weiterhin auf Kurs bleiben, selbst wenn sie dafür das Kassandrasyndrom verfolgt, so haben sie das größtmögliche Potential für die Zukunft, zumal das Problem der Überwachung durch die Regierungsparteien wahrscheinlich ungelöst bleibt. Datenschutz und Schutz der Privatsphäre, sowie die Netzfreiheit, sind die Themen der Gegenwart und der Zukunft.
Eine Million Piratenwähler sind eine starke Kraft, denn sie haben den Wert der Freiheit, die das zentrale Piratenanliegen ist, erkannt.

Ach ja, nur so am Rande: Kassandra war es übrigens, die auch die List hinter dem trojanischen Pferd erkannte und davor warnte...leider unbeachtet von den Regierenden, was letztlich zum Untergang Trojas führte.

Autorin: Irene Labner
Bildquelle: Museum online

Sonntag, 1. September 2013

Ferngesteuerte Menschen?

Wie in der Zeit im Bild berichtet, ist es einem US-Wissenschafter gelungen mittels Brain-to-brain-Interface, d.h. mittels einem per Computer übermitteltem Gedankensignal, den Arm eines anderen Menschen zu bewegen.
Bisher forschte man in diesem Bereich primär um gedankliche Signale eines Menschen via Computer zum Beispiel auf eigene Körperteile bzw. auf eine Prothese zu übermitteln. Das macht auch Sinn, denn das würde körperbehinderten Menschen erheblich mehr Bewegungsfreiheit und Selbstbestimmung ermöglichen.
Aber die Vorstellung, dass ein Mensch einen anderen mittels Gedanken steuert, das macht mir Angst.

Unter Kybernetik, der "Kunst des Steuerns", stellt man sich als Laie im weitesten Sinne das Entwickeln von Robotern vor, die dem Menschen hilfreich zur Seite stehen - der Begriff Kybernetik beinhält allerdings jegliche Form einer Mensch-Maschinen-Interaktion zum Zwecke einer Steuerung.
Innsbrucker Spieleentwickler haben es inzwischen geschafft, dass Menschen sich per Gedankensteuerung in einem Computerspiel bewegen können, und auch per Gedankenkraft gesteuerte Drohnen bzw. Hubschrauber sind bereits Realität.
Ian Morris berichtet in seinem Buch "Wer regiert die Welt?" über die Forschungen der DARPA. Diese "Defense Advanced Research Projects Agency", die mit ihrem Arpanet in den 70er Jahren den Grundstein für das Internet gelegt hat, ist dem US-Verteidigungsministerium unterstellt.
Zitat:
Inzwischen beschäftigt sich das Brain Machine Interface Project der Behörde mit Computern, deren Schaltkreise durch Enzyme und DNA-Moleküle und nicht mehr durch Silikonchips gesteuert werden und die so winzig sind, daß man sie zum Beispiel in menschliche Hirne implantieren könnte. Die Forscher und Militärstrategen hoffen, über solche Hirn-Maschine-Schnittstellen eines Tages Soldaten, Kampfflugzeuge oder Drohnen steuern zu können. In ähnliche Richtung zielt auch das Silent Talk Project der DARPA: Implantierte Elektroenzephalographen sollen es ermöglichen, Hirnströme, also vorsprachliche "Gedanken", zu decodieren und die Signale per Internet zu versenden, sodaß Soldaten ohne Funk oder Emails kommunizieren könnten.

Klingt futuristisch und der eine oder andere Leser wird sich denken, jetzt spinnt sie total die Irene - jetzt ist sie am Verschwörertrip. Andrerseits: Hätten Sie vor drei Jahren ihren Freunden erzählt, dass sie vermuten, dass unser Staat uns überwacht, dann hätten ihre Freunde Ihnen vermutlich einen Besuch beim Psychiater angetragen. Und inzwischen weiß die ganze Welt: es ist wahr, wir werden von unseren Regierungen und ihren Geheimdiensten überwacht.
Ich finde, wir sollten wachsam sein, was um uns herum passiert. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht eines Tages nur mehr die Spielbälle der Mächtigen sind. Wir sind viele Milliarden Menschen auf diesem Planeten, auf dem Rohstoffe immer knapper werden. Und Ressourcenarmut bringt Menschen dazu sich aufzulehnen gegen ihre eigenen Regierungen. In einer Welt, deren Wirtschaft auf Wachstum beruht, da wird es, sofern wir nicht endlich umdenken, irgendwann einen riesigen Crash geben - nein, nicht einen vergleichsweise kleinen Crash wie der Blue Monday Crash 2009, sondern einen wirklich welterschütternden Crash. Ich schweife beim Gedanken daran zweifellos zu apokalyptischen Bildern ab, aber vermutlich ist das nicht ungewöhnlich, wenn man in einer Zeit der schier unbegrenzten technologischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Krisen lebt.

Wieso ich das in einen Piraten Blog schreibe? Macht ja ein denkbar unschönes Bild, dieses Verschwörungszeugs...Piraten müssen weltfremde Chaoten sein, wird der eine oder andere sich denken. Ganz einfach: ich sehe die weltweite Piratenbewegung derzeit als einzige politische agierende Plattform, die sich weltumspannend kritisch mit den Entwicklungen der nahen Zukunft befasst. In einer globalisierten Welt sind Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und wirtschaftliche Stagnation nicht mehr Schwierigkeiten, die in einem einzelnen Staat zu lösen sind.
Vizekanzler Spindelegger mag ruhig 419.000 neue Arbeitsplätze versprechen, schaffen kann er sie nicht, nicht einmal ansatzweise und nicht einmal, wenn Europa und die USA mit einem transatlantischen Freihandelsabkommen versuchen den wirklich richtig großen Wirtschaftscrash um einige Jahre hinauszuzögern.
Die Piraten kämpfen für Netzfreiheit und Transparenz. Netzfreiheit gewährleistet einen unzensurierten Zugang zu Informationen, politische Transparenz ist unabdingbar zur Kontrolle der Regierenden durch ihre Bürger. Aufgeklärte, informierte und mündige Bürger sind der Motor, damit die Menschheit sich eines Tages besinnt und dem auf endlosem Wachstum basierenden Wirtschaftskapitalismus eine Absage erteilt. Lassen wir uns nicht mehr bevormunden!

Autorin: Irene L.
Literaturtipp: Ian Morris, Wer regiert die Welt - Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden, deutsche Ausgabe 2012